Irene und Rene verbrachten diesen Sommer ein paar Tage in den Schweizer Bergen. Anstatt jedoch dort Urlaub zu machen, starteten sie beim Inferno Triathlon. Die Strapazen und Impressionen, die sie dabei erlebten, schildert Rene in seinem Bericht:
„Irene und ich wagten heuer das Bergabenteuer Inferno Triathon. Schon die Anreise von 1000km war einer Langdistanz würdig. Die Besonderheit am Inferno besteht nicht nur an den 5500 Steigungsmetern sondern am absolut gigantischen Bergpanorama (Eiger, Mönch, Jungfrau, Schilthorn, Gr. und Kl. Scheideck, …). Im Gegensatz zu anderen Bewerben, wo die Strecken sternförmig zur Wechselzone angelegt sind, erstreckt sich der Inferno über die schönsten Gegenden des Berner Oberlands von Thun bis zum Schilthorn.
Es gibt 3 Wechselzonen: Schwimmen –> Rennrad –> MTB–> Berglauf. Bereits für das Einrichten der Wechselzonen braucht man fast einen ganzen Tag. Dabei bekommt man den ersten Eindruck von der Strecke und den mächtigen Bergen. Die Dimension ist an dem Tag für uns kaum zu fassen gewesen, es wirkte alles so unreal, gigantisch und wunderschön auf uns. Einfach extrem in allen Bereichen.
Die Wettkampfbesprechung und Pastaparty fanden in Mürren statt. Das ist so ca. der halbe Weg der Laufstrecke, autofrei und nur mit der Gondel zu erreichen. Schon sehr aussagekräftig, wenn man zur Wettkampfbesprechung ausschließlich mit zwei aufeinander folgenden Gondeln kommt. Die Ortschaft wirkte auf uns so, wie wenn man sie aus Playmobil erbaut hätte (eigentlich schon kitschig). Von dort hatte man zum ersten Mal freie Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Diese Berge sind so eindrucksvoll hoch.
Zum Glück hatten wir an allen Tagen perfektes Sommerwetter. Für die meisten Athleten war es durchaus zu heiß, da es im Tal so um die 34°C, auf 3000m 20°C hatte. Für uns perfekt, da wir bei dem Wetter das Panorama und die Weitsicht voll genießen konnten.
Zum Wettkampf selbst:
Schwimmen: 3.1 km Seeüberquerung von Thun nach Oberhofen. Start war um 6:30 Uhr. Die Gipfel der verschneiten Berge sind rosa gefärbt und das Wasser so klar, dass man zwei Schwimmer vor sich sehen kann. Kein Gedränge, da es nur 350 Starter waren. Die große Herausforderung war die Orientierung, da die Strecke selbst eine Gerade war.
Rennrad: 97km / 2145hm / max. Steigung 25%. Gleich nach der Wechselzone 600hm zum Aufwärmen, gefolgt von einem 30km Flachstück. Danach geht es auf die Gr. Scheideck (2000m Seehöhe), entlang von Wasserfällen und immer begleitet vom Bergpanorama und der Sonne. Die Abfahrt nach Grindelwald wurde von uns gleich mal voll unterschätzt. Nichts mit regenerieren – eine schmale steile Abfahrt, welche kaum Zeit zum Durchschnaufen bietet. Die Straßen sind generell jedoch in einem Top Zustand – keine Steine und sehr ordentlich (wie in der Schweiz halt üblich).
MTB: 30km / 1180hm. Nach dem Wechsel vom Rennrad glaubt man, man sitzt auf einem gepanzerten Waffenrad. Nach ein paar Höhenmeter denkt man aber nicht mehr daran. Die Auffahrt ist durchaus steil, entlang geschotterten Forstwegen voll in der Sonne. Zum Glück gibt es genügend kalte Bäche. Um es mit den Worten von Irene zu sagen: „I bin no nie beim Rad`ln so viel im ersten Gang gefahren!“ Oberhalb der Baumgrenze fährt man entlang der Eiger Nordwand Richtung Kl. Scheideck (Ich habe endlich die Eiger Nordwand aus der Nähe gesehen, voll geil!). Die Abfahrt über Wengen (teilweise auf der FIS-Abfahrtstrecke) wurde von mir wieder einmal voll unterschätzt: anfangs sehr schnell und unten durchaus technisch anspruchsvoll.
Berglauf: 25km / 2175hm. Jetzt geht es „nur“ mehr auf das Schilthorn zum Ziel auf 3000m Seehöhe. Die ersten fünf Kilometer nach Lauterbrunn sind flach und gut geeignet zum Einlaufen, ab dann ist Schluss mit lustig (und dem Laufen). Bis Mürren ist die Strecke mittelsteil und verläuft meist im Wald. Ab Mürren wird es nicht nur wieder wunderschön aufgrund der tollen Aussicht, sondern es geht auch ans Eingemachte. 8km mit 1300hm auf hochalpinen Wanderwegen, teils über Felsen und Geröll. Völlig ermüdet, habe ich für die letzten, fast senkrechten zwei Kilometer 50 Minuten gebraucht.
Schliesslich haben wir beide unser Ziel erreicht und den Inferno gefinisht (Irene in 12:18, ich in 13:50) und vor allem genossen. Das Ganze wurde von uns beiden als Abenteuer gesehen, und wir haben versucht, trotz der enormen Anstrengung das Event zu Erleben. Wir hatten die Möglichkeit, im Vorfeld mit einem Athleten zu sprechen, der den Bewerb schon fünf Mal gemacht hatte, aber nur einmal finishen konnte. Dieser warnte uns vor den straffen Karenzzeiten. Ich kann nur sagen, er hatte recht. Es bleibt kaum Zeit zum Trödeln, im alpinen Gelände kann es zu später Stunde schon gefährlich werden.
Die Dimensionen sind für uns immer noch schwer zu erfassen. Ich für meinen Teil kann nur sagen, daß ich noch nie in meinen Leben so fertig war. Die Belastung kann man mit einer „normalen“ Langdistanz nicht vergleichen (Stimmung, Art der Belastung, Organisation, Teilnehmer, Rennrad-MTB, Wechselzonen, …). Die Stimmung unter den Athleten ist nicht so hektisch, aber doch leistungsorientiert. Die Organisation wirkt auf den ersten Blick etwas kompliziert, ist aber tadellos durchdacht verlaufen. Labestationen, Sreckenabsperrung, Streckenmarkierung – wirklich alles top! Wenn man vom Ziel mit der Gondel ins Tal kommt, bekommt man beide Räder und alle Wechselsäcke auf einmal ausgehändigt.
Für zuküntige Inferno-Starter ist es wichtig, für dieses Event einen Betreuer an seiner Seite zu haben (z.B. für den Transfer von Start zu Ziel). Wir hatten das Glück, drei Franzosen kennen zu lernen, die uns in der Früh zum Start brachten.
Am Tag danach konnte ich Irene überzeugen, den letzten Teil der „Laufstrecke“ (500hm) nochmals zu begehen. Jetzt endlich hatten wir die Möglichkeit bei traumhaftem Wetter die Strecke und das Ziel richtig genießen zu können. Und natürlich Fotos zu machen. Leider hatten wir insgesamt zu wenig Zeit eingeplant. Eigentlich müßte man einige Tage Urlaub in der Gegend anhängen.
Wenn ihr geil auf Berge seit und Lust habt euch, zu quälen, empfehle ich euch diesen aussergewöhnlichen Bewerb.“