Ein Bericht von Gerhard Seifritz: Eigentlich wollte ich schon letztes Jahr meine erste Halbdistanz finishen. Das Wetter spielte damals leider verrückt, und aus dem Triathlon wurde ein Swim-Run-Bewerb. Ich habe mich dann aus verschiedenen Gründen entschlossen, Zell am See eine neue Chance zu geben.
Die Vorbereitung über die Saison lief gut. Läufe, Duathlon, Sprintdistanz und Kurzdistanzen habe ich erfolgreich absolviert, kleine Trainingstiefs habe ich überstanden und meinen Trainingsplan habe ich mit meinem begrenzten Zeitbudget so gut wie möglich umgesetzt. Somit bin ich mit Zuversicht am Freitag nach Zell am See gefahren. Im Hinterkopf jedoch die Frage: Wie wird das Wetter? Was soll ich in den „blue bike bag“ einpacken?
Registrierung und CheckIn kannte ich ja schon und habe ich rasch erledigt. Somit konnte ich auch die IRONMAN-Stimmung in Zell am See so richtig aufsaugen. Am Samstagvormittag vor den Bike-CheckIn habe ich noch eine kleine Radrunde um den Zeller See absolviert. Am Nachmittag schaute ich den Ironkids zu.
Am Sonntag in der Früh war mein erster Blick gleich auf die Wetterprognose: Knapp über 20° C , leichte Bewölkung, Regen und Gewitter erst am späteren Nachmittag. Also sollte sich jedenfalls ein trockener Radsplit ausgehen. Ein Lauf im Regen ist ja dann nicht mehr so schlimm.
Nach dem Frühstück ging es zu Fuß zur Wechselzone nach Schüttdorf: Das Rad mit Gelflasche und Radcomputer bestücken, die Reifen aufpumpen und den „blue bike bag“ und „red run bag“ vollständig befüllen. Das Einschwimmen gestaltete ich dann als „Meditationübung“: 100 Meter rausschwimmen, mit dem Neo auf den Rücken legen, fünf Minuten im Wasser liegend in den Himmel schauen und dann wieder retour 😉
Der Start war dann eher unkonventionell. Die Teilnehmer wollten offensichtlich nicht so recht weitergehen, und wurden daher einfach durchgewunken. Ich bin daher einfach vor und gemütlich ins Wasser, was den Vorteil hatte, dass meine Schwimmbrille nicht verrutschen konnte. Eingeordnet habe ich mich im Bereich für die Schwimmzeit: 30 Minuten bis 35 Minuten. Mit der soliden Schwimmzeit von guten 34 Minuten kam ich dann in die Wechselzone und nach circa weiteren sechs Minuten war ich am Rad.
Die Radstrecke ging zunächst über gut 20 Kilometer leicht bergab und zügig nach Lend. Wie empfohlen habe ich jedoch meine Fahrt etwas dosiert. Nach Lend wartete nämlich der Zwölf-Kilometer-Anstieg bis Dienten am Hochkönig, dem „der Anstieg“ mit 14 % über circa zwei Kilometer bis zum Filzensattel folgte. Offensichtlich habe ich gut dosiert, sodass ich bei den letzten zwei Kilometern ein paar Teilnehmer wieder überholen konnte, die mich vorher überholt haben. Zur Motivation trugen dann noch die beiden Schilder „DNF is no option – 1000 m“ und „DNF is no option – 500 m“ bei. Oben angekommen hatte ich genügend Kraft, um es bei der Fahrt (für meine Begriffe) so richtig krachen zu lassen. Mein einziger Gedanke war dann nur, ob meine Bremsen es überleben würden. Nachdem ich die doch gefährliche Abfahrt geschafft habe, ging es dann leicht wellig durch Zell am See und über Kaprun sehr zügig in die Wechselzone ich Schüttdorf. Bei der Fahrt sah ich auf meinem Radcomputer, wie die Durchschnittsgeschwindigkeit wieder relativ rasch über 30 km/h wanderte. Meine Gedanken am Rad waren dann: 45 Minuten für Schwimmen und erste Wechselzone, drei Stunden für den Radsplit. Mit einem Lauf unter zwei Stunden kann ich, wenn alles passt, meine erste Halbdistanz unter sechs Stunden finishen, Yeah! Die Durchschnittsgeschwindigkeit konnte ich dann noch auf über 32 km/h schrauben, mit der ich dann einen von mir keineswegs erwarteten Radsplit von knapp unter 2:45 Stunden schaffte.
Mit diesem Höhenflug startete ich mit einer Pace von knapp über fünf Minuten pro Kilometer in den Halbmarathon. Nach circa zehn Kilometer kam dann jedoch eine kleine Ernüchterung. Mein Gel habe ich nicht mehr vertragen und wieder ausgespuckt. Die letzten elf Kilometer nahm ich somit nur mehr Wasser zu mir. Als Draufgabe bekam ich dann noch bei Kilometer 18 einen Krampf im rechten Oberschenkel, der mir circa eine Minute kostete. Da wusste ich aber bereits, dass ich mit einer Pace von circa sechs Minuten pro Kilometer über die letzten Kilometer die Zeit von fünf Stunden und 30 Minuten unterbieten kann. Das war schaffbar und die Motivation zum Weiterlaufen war daher sehr groß.
Den IRONMAN 70.3 Zell am See beendete in schlussendlich in der von mir ganz und gar nicht erwarteten Zeit von 5 Stunden 28 Minuten und 33 Sekunden.
Zusammenfassend gesagt: Ein genialer Wettkampf mit super Bedingungen, bei dem ich die Chance genützt, und meine persönlichen Ziele und Erwartungen deutlich übertroffen habe.
Zur Strecke: Wenn das Wetter passt, dann ist der IRONMAN70.3 in Zell am See ein einfach genialer Wettkampf und eine Reise wert. Ja eh, Ironman ist grundsätzlich teuer; ich weiß. Das ist aber ein anderes Thema.
Ich danke allen, die mir diese unglaublich schöne Erfahrung ermöglicht haben. Mal sehen was noch alles kommt 😉
Wir gratulieren Gerhard zu seiner tollen Leistung!
Ebenfalls in Zell am See gefinisht: Rainer Weiß in 7:26:17 Stunden