Jedem begeisterten Schifahrer ist die schöne Region rund um Zell am See ein Begriff und bestimmt schon die eine oder andere Reise wert gewesen. Dass sich diese wunderschöne Gegend auch hervorragend für Triathleten eignet, wurde beim ersten Ironman 70.3 in Zell am See bewiesen.
Seit dem 26. August 2012 zählt das Bundesland Salzburg nun zu dem erlesenen Kreis von zwölf europäischen Stationen für die Ironman 70.3 Serie. Mehr als zwei Jahre hatte das Veranstalterteam rund um Werner Dannhauser auf das ultimative Rennereignis hingearbeitet. Und die Premiere konnte sich durchaus sehen lassen! Im ganzen Ort war die Vorfreude auf das Triathlon Event des Jahres spürbar.
ASV TRIA Stockerau Athletin Marlis Wessely war in Zell am Start und schildert nachfolgend ihre Eindrücke:
Die erste Überraschung traf mich schon, als wir uns im Auto Richtung Zell am See befanden. Ganze vier Stunden Fahrt! Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Bis jetzt definitiv meine längste Anreise zu einem Triathlon Event. 🙂
Am frühen Freitag Nachmittag endlich am Ziel angekommen, zog es mich nach einem kurzen Hotelrundgang sofort zur Registrierung und natürlich zur Expo. Schließlich musste ich mich kleidungstechnisch noch ein bisschen ausrüsten, zumal das Wetter für den Renntag nicht sehr prickelnd angesagt war und meine Ärmlinge gut und warm im heimischen Niederösterreich lagen.
Die Registrierung klappte tadellos – sehr nette und kompetente Leute. Enttäuschender war dafür das „Athlethengeschenk“. Natürlich hatte ich einen schönen Rucksack erwartet (ist ja bei Ironman 70.3 Veranstaltungen irgendwie üblich; außerdem kann man aufgrund der geringen Rucksack-Halbwertszeit nie genug haben) und was bekam ich? So eine Art grauen Turnbeutel…naja, vielleicht ist dafür das Material ein bisschen besser. 🙂
Die Expo selbst war klein aber fein. Eingekauft hab ich zumindest genug. 🙂
Der abendlichen „Kasnockenparty“ im IronDome (Ferry Porsche Congress Center, sehr feines Ambiente) blieb ich fern. Auch mein Hotel befand sich im Ironmanfieber und daher hatte ich im extra gebuchten „Ironman-Package“ eine Sportmassage mit dabei, die ich vorsorglich Freitag Abend in Anspruch nahm. Leider plagten mich seit Donnerstag unangenehme Hals- und Gliederschmerzen und ich befürchtete ein klein wenig, nicht starten zu können.
Samstag war demzufolge eher ein Ruhetag angesagt. Mittags fand die sehr ausführliche Rennbesprechung statt, kurz danach folgte der Rad Check-In. Zell am See war meine insgesamt vierte Ironman 70.3 Veranstaltung und ich muss ehrlich zugeben, noch nie so einen professionellen und freundlichen Check-In erlebt zu haben.
Die Wechselzone befand sich nicht direkt in Zell am See sondern in Schüttdorf (circa 2km entfernt, direkt am Zeller See liegend). Ein Fußballfeld diente als „Transition Area“ – noch nie gab es in meiner Triathlon“karriere“ so eine tolle, weiche Wechselzone. Fußballrasen halt. Jeder Teilnehmer wurde von einem Team-Mitglied zu seinem Radabstellplatz begleitet – bei mehr als 1800 Teilnehmern durchaus eine nette Geste. Als Draufgabe folgte eine detailierte Erklärung der Wechselzone sowie eine eigene Ironman 70.3 Regenschutzhülle für das Rad. Begeistert zog ich von dannen und ließ den Abend – in der Hoffnung meine aufkeimende Erkältung im Keim zu ersticken – in der Infrarotkabine ausklingen.
Sonntag, 26. August. Der Wecker klingelte erst – ihr werdet es kaum glauben – um 7 Uhr früh! Leute, die schon in St. Pölten gestartet sind werden jetzt ungläubig den Kopf schütteln. Sieben Uhr? Da ist man in Niederösterreichs Landeshauptstadt doch schon lange im Wasser! Nicht so in Zell am See. Zum Glück. Das frühe Aufstehen ist mir immer ein Dorn im Auge. Startzeit F-25: 10.05! 🙂 Hier eine offizielle Bitte an die Veranstalter: Bitte diese Startzeit unbedingt beibehalten! 🙂
Aufgrund des erwarteten hohen Verkehrsaufkommen nutzten viele Starter – ich ebenso – die Möglichkeit mit zahlreichen Shuttlebussen und -zügen zum Starbereich zu gelangen.
10.05h. Endlich Startschuss. Eine Runde im herrlichen Zeller See. Erstmal 890m geradeaus zur Boje. Das erwartete oder befürchtete Gedränge blieb gänzlich aus. Schwimmen bei einem Triathlon – es war endlich mal ein Vergnügen. Als Schwimmzielzeit hatte ich mir eine Zeit unter 30:00 gewünscht, die erste Hälfte fühlte ich mich auch ganz gut, aber leider sind es dann 31:16 geworden – dann halt nächstes Jahr. In Summe war es dann doch die sechsschnellste Zeit in meiner Altersklasse und die 28. bei den Damen. Schwimmen ist ja auch das Einzige bei einem Triathlon, das ich ein bisschen kann. 🙂
So schön ich die Wechselzone am Vortag noch empfunden hatte, im Bewerb selbst gefiel sie mir gar nicht mehr so gut. Sie war wirklich elendslang. Nun stellte sich im Wechselzelt die für Frauen sowieso typische Frage nach „Oh Gott, was soll ich bloß anziehen?“. Waghalsig entschied ich mich für „kurz/kurz“. Waschelnass vom Schwimmen, hatte ich den einsetzenden Regen nicht so richtig wahrgenommen. Fast schon bei meinen Rad in Reihe 47 angekommen, bemerkte ich, dass ich irgendwie im Trubel meine Startnummer nicht mithatte. Also wieder zurück zum Zelt. War ja nicht so weit, haha. Jede Menge Frauen, jede Menge Zeug, viel Gedränge, aber nirgendwo meine Startnummer 1036. Durch Zufall entdeckte ich sie an einer anderen Frau. Gut. Nun wieder zurück zum Rad. Dies erklärt wohl auch meine wirklich sehr schlechte Wechselzeit von 6:56.
Die Radstrecke war – mit nur 370 Höhenmeter – wirklich sehr flach und schnell. In dieser bergigen Gegend hätte ich mir deutlich Härteres erwartet. Zwei Runden á 45km galt es zu absolvieren. Nach circa 10 Minuten am Rad sah ich in unmittelbarer Entfernung schon den Rettungshubschrauber landen, das mahnte mich schon etwas zur Vorsicht.
Das anfängliche „Tröpfeln“ wurde immer mehr, entwickelte sich dann zum typischen „Salzburger Schnürlregen“ und steigerte sich schlussendlich zu „Regen wie aus Kübeln“. Ein Spass. Wirklich. Es war meine erste Fahrt im totalen Regen. Ich schwankte ständig zwischen Lachen bzw. Galgenhumor und Verzweiflung. Dennoch war die Stimmung in den Ortsdurchfahren großartig. Ich bewunderte die Zuschauer, die dem Regen trotzten und uns aus Leibeskräften anfeuerten. Den Rettungshubschrauber sah ich übrigens noch öfters starten und landen. Es gab angeblich weit mehr als 40 Unfälle. Kein Wunder – die Straßen standen wirklich komplett unter Wasser. Es wundert mich ja heute noch, dass ich heil in die Wechselzone zurückgekommen bin. Zur Radstrecke selbst kann ich leider nicht viel sagen, da ich aufgrund des Wetters kaum noch was gesehen habe und die Landschaft weder bewusst wahrnehmen noch genießen konnte (aber das kann man bei einem Triathlon ohnehin nie). Es wäre wohl noch eine deutlich schnellere Radzeit möglich gewesen, doch Sicherheit geht eindeutig vor. Obwohl ich sonst immer sehr traurig bin, wenn das Radfahren vorüber ist (Radfahren ist meine zweitbeste bzw. zweitliebste Disziplin) und ich mich auf die für mich immer schreckliche Laufstrecke begeben „muss“, war ich in Zell doch froh, endlich „da“ und vor allem „sturzfrei“ zu sein.
Die Wechselzone glich mittlerweile schon einem Schlachtfeld. Man versank förmlich im Matsch und musste teuflisch aufpassen, keinen Bauchfleck zu präsentieren. 🙂
Mir war eisig kalt und so freute ich mich naiverweise etwas auf einen „wärmenden“ Lauf. So flach die Radstrecke war, so steil ging es gleich in der ersten Laufrunde los. Drei Runden zu je 7km und ein bisschen mehr mussten geschafft werden. Um die Athleten an der richtigen Stelle in den Zieleinlauf zu schicken, wurden in jeder Runde farbige Bänder (grün, gelb, rosa) verteilt. Ich muss sagen, die erste Runde war unglaublich deprimierend. Zahlreiche Triathleten trabten schon mit drei Bändchen an mir vorüber, ich hatte – wie eigentlich immer beim Laufen – das Gefühl zu stehen oder mich rückwärts zu bewegen. Mehr als einmal fragte ich mich, wie ich denn jemals 21,1km überstehen sollte. Doch nach den ersten fünf, sechs Kilometernim Schneckentempo ging es zumindest ein bisschen aufwärts. Ich konnte meine Muskeln – die ziemlich kalt und hart waren – wieder etwas besser spüren und kam ein bisschen in den Laufrhythmus hinein. Spätestens nach der zweiten Runde motivierten mich meine eigenen Farbbändchen und ich konnte es kaum erwarten, endlich mein langersehntes, drittes und somit letztes pinkes Bändchen zu bekommen. Auf den letzten sieben Kilometern war ich dann doch schon ziemlich fertig. Mir war wirklich eisig kalt und das Wetter hatte absolut kein Erbarmen. Es gab abwechselnd Niesel und starke Regengüsse. Bei jeder Labestation leerte ich mir mindesten einen Becher Pepsi Cola hinunter. Besonders aufbauend waren auch hier wieder die zahlreichen Zuschauer.
Nach 5 Stunden 56 Minuten und 33 Sekunden überquerte ich die Zielline. Endlich! Knallblaue Lippen und den Tränen nahe, da ich endlich eine Zeit unter 6 Stunden geschafft hatte! Obwohl meine Laufzeit wieder grottenschlecht war. 🙂 Aber egal, nächstes Jahr wird es hoffentlich besser.
Das mir sofort angebotene Bier im Zielbereich (alkoholfrei natürlich!) konnte ich beim besten Willen nicht annehmen, ein heißer Tee mit ordentlich Rum wär mir zum Aufwärmen deutlich lieber gewesen. 🙂
Freud und Leid liegen bei einem Triathlon wirklich nah beisammen und Zell am See war wieder ein typisches Beispiel. So sehr ich meine diversen Starts beim Laufen immer bereue, um nichts in der Welt möchte ich das Gefühl missen, nach einem harten Rennen endlich die Ziellinie zu überqueren.
Zell am See war definitiv eine mehr als gelungene Premiere und ich kann es nur jedem aus ganzem Herzen empfehlen! Auf diesem Wege noch ein großes Dankeschön an all meine Freunde und Trainer vom ASV TRIA Stockerau! Ich freue mich auf die kommende Saison! 🙂